Zukunft

April 14th, 2024

Die Augen brennen und die Nase rinnt.
Wir schreiten schneller als erwartet fort.
Die Kehle ausgedörrt, der Körper schwitzt.
Die Zukunft, die wir schaffen, ist ein Ort,
Wo das gerühmte Zweibein nicht gewinnt.
Nein, Kakerlaken, Wanzen herrschen dort.
Und wir, wir hinterlassen Berge Müll,
Wo einzig der Gestank noch hausen will.

Ballade vom kurzen Leben (St)

April 1st, 2024

Ins blinde Auge
Einer zu engen Welt
Gepresst voll Schmerz
Auf öffentlicher
Toilette von der
Mutter genabelt
Und mit Lippenstift
Den Namen Jesus
Auf die Brust gemalt
Hernach abgelegt
Im Müllcontainer
Vorm Hauptbahnhof
Von Bettlern entdeckt
Durch schwaches Wimmern
Ins Spital gebracht
Und dort verstorben
Nach ein paar Tagen
Verscharrt irgendwo
Oder konserviert
Im Spiritusglas

* Neufassung des Gedichts “Jesus” vom 13.1.10

Sommerzeit (St)

März 24th, 2024

Über den spitzen
Köpfen der ziellos
Wabernden Massen
Spreizt sich das Gift
Am Himmel darin
Ein gelbes Auge
Den Leib Welt entblößt
Heulend und hupend
Kriecht Blechgewürm auf
Gekreuzten Pisten
Von Plakaten grinst
Das Glück der Sieger
Ein heißer Wind reibt
Sich an Hausfassaden
In der U-Bahn platzt
Fett aus den Nähten
Auf der Kellertreppe
Döst ein alter Hund
Weiter unten hängt
Zwischen Gerümpel
Mit Pilzbefall eine Puppe
Mit grauem Gesicht

Du aber (St)

März 10th, 2024

Mit Bambustöcken
Schlagen wir auf die
Kniescheiben der Zeit
Trinken den Wein in
Vollen Zügen den
Roten und tanzen
Flamenco unter
Dem Schein des Mondes
Der sanft fließt in die
Offenen Fenster
Tiefer Gedanken
Du aber stehst im
Schatten des Ahorns
Und Tränen dunkeln
Dein Lied auf dem Grund
Der Verzweiflung wo
Die Träume hausen
Als Bettler im Müll

Weltuntergang (St)

März 1st, 2024

Schon beginnt der Tag
Ranzig zu werden
Die Sonne ertrinkt
Im nahtlosen Meer
Dämmernder Dächer
Während im Keller
Das Licht der Kerzen
Die Schatten tanzen
Läßt am Tisch sitzen
Wir den Bauch voll Furcht
Und grau das Gesicht
Aus einem alten
Schuh Whiskey trinkend
Reihum im Kreis und
Flüsternd wartend ob
Draußen die Nacht sich
Entlädt zum Gefecht

Invasion

Februar 17th, 2024

Am Himmel schwärmen
Mücken millionenfach
Während ich schlafe
Legen sie Eier
In die Gedanken
Ameisen treiben Läuse
Die Peitschen schwingend
Durch die Poren in den Leib
Morgens wenn ich erwache
Ist das Hirn voller Maden
Der ganze Körper verwanzt
Unerträgliches Jucken
In der Haut lässt mich rasen
Beim Duschen verstopft
Larvenschleim den Abfluss und
Es werden immer noch mehr

Ausblick

Februar 9th, 2024

Der Junge vor mir sagt, he, alter Mann,
Die Welt ist voll im Arsch, ich tanz auf ihr.
Ich blicke um mich, seh ihn lange an,
In den Gedanken juckt mich ein Geschwür.

Ich fühl´s in jeder Zelle, ich bin alt
Geworden, doch ich spreche zu ihm, Kind,
Ja, tanze heute, tanze morgen, bald
Fehln dir die Beine, um zu tanzen. Wind

Und Kakerlaken balzen in den Gassen,
Begrenzt von himmelhohen Hausruinen,
Aus deren Fenstern Pilze wachsen. Fassen
Wird dich wohl eine von den Menschlawinen.

Und dann geht´s immer schneller Richtung Grund
Mit dir und all der andern jungen Brut.
Vielleicht bellt irgendwo ein netter Hund
Als Epilog, weil mancher das halt tut.

Der Käfig (St)

Februar 1st, 2024

Der Tag ist gesperrt
Wir kommen nicht rein
Und kommen nicht raus
Der Tag ist gesperrt
So lang er noch ist
Fallen die Stunden
Ihr brüchiger Leib
Nieder zur Erde
Der Himmel gleich mit
Während wir warten
Auf Zeichen vielleicht
Brennen Propheten
In Stiefeln der Mond
Der alte Bandit
Bleich wie der Tod ist
Treiben wir halt und
Grundlos und schneller
Im schaumigen Meer
Blasser Gedanken.

Friedhof im Winter (T)

Januar 21st, 2024

Verschneite Steine
In Reih und Glied Laternen
Flackern da und dort
Vor der brüchigen Mauer
Trägt der nackte Birnbaum jetzt
Schwarze Früchte der Wind beißt

Spital

Januar 13th, 2024

Ein weißer Kittel schwebt an mir vorüber.
Aus spitzen Lippen schrumpft ein hohles Wort.
Ich weiß, ein Teufel sitzt auf dem Abort.
Im Nachbarbett freut sich ein Rechenschieber.

Die Zimmer sind gefüllt mit Mensch - Maschinen,
Und Parasiten herrschen in den Gängen.
Wo sich die Perspektiven nur verengen,
Da sterben die Gedanken schnell wie Bienen.

Ich steh beim Fenster, höre die Sirenen,
Seh Blaulicht, Nachschub für das große Tier
Wird rangekarrt in Mengen, und ich spür
Den Wahn ringsum in allen meinen Zähnen.